Als er das Trikot des MSV Duisburg trug, gab es bei den Zebras noch etwas zu feiern. Von 2013 bis 2018 absolvierte Kingsley Onuegbu 184 Pflichtspiele für den MSV, erzielte 60 Tore und feierte zweimal den Aufstieg in die 2. Bundesliga.
Nach seinem Abschied wechselte der Nigerianer zunächst nach Zypern und dann nach China, wo er bis heute unter Vertrag steht. Doch auch abseits des Rasens ist der inzwischen 37-Jährige umtriebig. Wir haben mal nachgefragt: Was macht eigentlich Kingsley Onuegbu?
Seit diesem Frühjahr stürmt er für den chinesischen Zweitligisten DG Guanlian. Und das durchaus erfolgreich. Neunmal traf Onuegbu in 23 Partien für den Tabellensiebten. Ans Aufhören denkt er aktuell nicht.
"Schwer zu sagen, wie lange ich noch spielen möchte", sagt der Angreifer. "Ich höre schon immer sehr genau auf meinen Körper und der wird einfach nicht müde. Das liegt auch daran, dass ich sehr professionell lebe."
Guanlian ist bereits der vierte Verein des "King" in China. Er habe sich sehr gut an das Leben in Fernost angepasst und fühle sich wohl, erklärt Onuegbu. Fußballerisch sieht er im Vergleich zum europäischen Geschäft allerdings "große Unterschiede" was Taktik, Disziplin und Professionalität angeht. Aber: "Viele Vereine holen europäische Trainer und holen langsam auf."
Parallel zu seinem Job als Torjäger hat sich Onuegbu auch in anderen Bereichen breit aufgestellt. An der Düsseldorfer IST-Hochschule schloss er Studiengänge in Sportmanagement und Fußballmanagement erfolgreich ab. "Langsam wird mir langweilig und ich überlege, was ich noch studieren kann", sagt er lachend.
Onuegbu gründete zudem eine Import-Export-Firma in China und eine Fußballakademie in seinem Heimatland Nigeria. Welchen Aufgaben er sich nach dem Ende der aktiven Zeit vorrangig widmen möchte, lässt er offen. Klar ist aber, dass Onuegbu seinen Lebensmittelpunkt später einmal dauerhaft zurück nach Deutschland verlegen möchte.
Hier spielte er für den SC Idar-Oberstein, Eintracht Braunschweig, Greuther Fürth, SV Sandhausen. Doch die längste und erfolgreichste Zeit erlebte Onuegbu in Meiderich. "Ganz einfach", antwortet er auf die Frage, warum er fünf Jahre im Revier verbrachte: "Ich habe mich sehr wohlgefühlt im Verein."
Logisch, zu seinen Lieblingserinnerungen zählt Onuegbu die Zweitliga-Aufstiege 2015 und 2017. Der emotionalste Moment war aber ein trauriger. Im ersten Heimspiel nach dem Tod von Vereinsikone Michel Tönnies erzielte Onuegbu einen Treffer, präsentierte anschließend ein Armband mit der Aufschrift "RIP Tornado" (Spitzname von Tönnies, Anmerkung der Redaktion). "Das vergesse ich nie", betont Onuegbu.
Gelegentlich stehe er noch im Austausch mit damaligen Teamkollegen wie Branimir Bajic, Enis Hajri, Zlatko Janjic und Thomas Meißner. "Mit den Vieren war ich dick zu unserer Duisburger Zeit." Die aktuellen Entwicklungen beim MSV verfolgt er "nicht mehr so wie früher", schaut sich Spiele an, wenn es zeitlich passt. "Ich drücke natürlich die Daumen, das ist ja selbstverständlich."
Der Verein hat ein Gesamtproblem. Das liegt nicht an einem Trainer oder Sportdirektor
Kingsley Onuegbu
Meistens vergeblich, seit dem Fast-Aufstieg 2020 hängen die Zebras in der unteren Tabellenhälfte der 3. Liga fest. "Es tut sehr weh, das zu sehen", meint Onuegbu. "Wir wissen alle, dass der Verein nicht in die 3. Liga gehört. Aber das ist nun mal die Realität - und dafür gibt es Gründe."
Auch aktuell kriselt Duisburg. Nach dem Fehlstart in die Saison musste Trainer Torsten Ziegner gehen. Nachfolger Engin Vural ist bereits der siebte Coach nach dem Abgang Onuegbus.
Der glaubt nicht, dass die Situation mit einzelnen Personen zusammenhänge. "Der Verein hat ein Gesamtproblem. Das liegt nicht an einem Trainer oder Sportdirektor." Die Verantwortlichen müssten die Realität erkennen und Maßnahmen ergreifen. "Dann läuft es wieder in die richtige Richtung", ist der Stürmer sicher. Er wird es aus der Ferne verfolgen - und bis dahin sicher noch den ein oder anderen Treffer erzielen.